Nahezu drei Dutzend Bauhaus-Interessierte bestiegen den Reisebus von Selb nach Brno (Brünn), der Hauptstadt Mährens. Der Kunstverein Hochfranken Selb e. V. hatte unter der Leitung von Hans-Joachim Goller eingeladen. Sogar Ehepaare aus München, Nürnberg und Amberg bestiegen in Selb den Bus. Das Besuchsprogramm für ein ganzes Wochenende war äußerst interessant und anregend.

Blick auf die Villa Tugendhat. Brünn von der Gartenseite

Bauhaus 100: Villa Tugendhat

Natürlich stand im Jubiläumsjahr „Bauhaus 100“ der Besuch der berühmten „Villa Tugendhat“ im Mittelpunkt. Der dritte Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe hatte dieses Wohnhaus zwischen 1928 und 1930 erbaut. Bauherren des damals teuersten Einfamilienhauses weltweit waren das jüdische Textilfabrikanten-Ehepaar Greta und Fritz Tugendhat. Erst nach der politischen Wende in den 90er Jahren begann man den Wert dieses ursprünglichen Gesamtkunstwerks wieder angemessen zu würdigen. 2001 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Ab 2010 wurde die Villa zwei Jahre lang unter der Leitung von Ivo Hammer, dem Schwiegersohn des Bauherren, sachgemäß restauriert.
Einerseits die Großzügigkeit und andererseits die Sachlichkeit, die immer noch höchste ästhetische Qualität birgt, hinterließen bei den Besuchern einen bleibenden Eindruck.

Model der Bauhaus Villa Tugendhat in Brünn
Blick in den Wintergarten der Bauhaus-Villa Tugendhat in Brünn

Stadtführung Brünn

Bei der anschließenden Führung durch die Innenstadt erlebten die Kulturfreunde eine große Vielfalt an gut erhaltenen und meist renovierten Geschäfts- und Wohngebäuden diverser zurückliegender Stilepochen. Überrascht waren sie von der Tatsache, dass im Stadtbild eine beachtliche Anzahl von Häusern zu finden ist, die den Gedanken der Bauhaus-Lehre verhaftet sind und sie umsetzten.

Reiterstatue des Markgrafen Jobst von Luxemburg

Krönender Abschluss: Janáček-Theater

Ein weiterer ausgesprochener Höhepunkt war am Abend der Besuch einer Ballett-Premiere im Janáček-Theater. Kein geringerer als der tschechische Star-Tänzer und Choreograf Jiří Kilian, langjähriger Leiter des der Niederlands-Dans-Theaters, hatte das Ballett „Petite Mort“ geschaffen, das von vorzüglichen Tänzern aufgeführt wurde. Die zweieinhalb Stunden Dauer mit zwei Pausen verging wie im Flug.